19.12.2019
Fabbri im Interview
Interview mit dem 29-jährigen Außenspieler Alessandro Fabbri, der durch seine turbulenten Vorstöße für Überzahlsituationen in der gegnerischen Hälfte sorgt. Dank seiner Schnelligkeit – im Spiel gegen Carpi erreichte er bis zu 33km/h – gehört er zu den besten Außenverteidigern der Liga. Vor zwei Jahren schloss er sein Studium der internationalen Beziehungen mit einer Facharbeit zum Thema "Die Nutzung des Sports als diplomatisches Mittel" ab.
Er war einer der ersten Transfers, welchen Sportdirektor Paolo Bravo nach seiner Ankunft beim FC Südtirol tätigte. Alessandro Fabbri, geboren am 11. März 1990 in Cesena und aufgewachsen in Rimini, ist nicht der klassische Außenverteidiger. Der quirlige und antrittsschnelle Rechtsfuß spielt nämlich vorwiegend auf der linken Außenbahn. Seine turbulenten Vorstöße sorgen beim Gegner oft für Verwirrung und schaffen in festgefahrenen Spielen wichtige Überzahlsituationen. Alessandro Fabbri ist offensiv und defensiv stark, 1,70m groß und wiegt 67 kg.
„Ich war nie der normale Außenverteidiger und das hat mein ganzes Fußballerleben geprägt. Ich bin ein vielseitiger Kicker, der auch mal den Weg in die Mitte des Feldes sucht. Ich versuche mich konstant an das Spielgeschehen anzupassen und die verschiedenen Phasen zu lesen um der Mannschaft einen Vorteil zu verschaffen. Die ersten Monate der aktuellen Saison stehen im Zeichen des Fortschrittes; persönlich und auch mannschaftlich. Ich bin sehr froh über die aktuelle Situation und mir im Klaren, dass in dieser schwierigen Meisterschaft immer 100% Konzentration nötig ist.“
Hat sich für dich im Gegensatz zum vergangenen Jahr etwas verändert?
„Im letzten Jahr hatte ich ein paar Startschwierigkeiten. Danach war die Saison eigentlich positiv, auch wenn wir am Ende das Ziel verfehlt haben, welches wir angepeilt hatten. Es war im Nachhinein gesehen vielleicht auch mehr drin. In diesem Jahr gab es ein paar taktische Änderungen, mit denen ich aber gut zurechtgekommen bin.“
Wie passt dir die Gruppe, die sich in diesen Jahren geformt hat? Ein Team das aus vielen „Stammspielern“ besteht und in welcher alle Akteure, auch jene die nicht in der Stammformation stehen, für spielentscheidende Szenen gut sind?
„Die Gruppe passt mir sehr. Wir sind eine Mannschaft, die auch wirklich zusammenhält und nicht nur in der Kabine, sondern auch außerhalb des Fußballs Spaß hat. Es ist eine gewisse Empathie entstanden die fußballerisch einen Mehrwert darstellt. Davon bin ich fest überzeugt. Weiters bin ich jedoch auch sicher, dass alle Spieler die Qualität haben, um der Mannschaft auf dem Feld zu helfen. Alle sind bereit alles zu geben und der Teamspirit ist großartig. Das sieht man auch am Wochenende.“
In einer Gruppe B der Serie C, welche wohl eher einer Serie B ähnelt. Viele nennen diesen Kreis bereits eine B2.
„Ich glaube man muss nur die Resultate begutachten um zu verstehen, dass es sich um eine extrem schwierige Gruppe handelt. Viele ambitionierte Vereine spielen Woche für Woche tollen und spektakulären Fußball. Zudem gibt es auch immer wieder überraschende Ergebnisse. Ich kann nicht beurteilen, wie die beiden anderen Kreise sind. Unsere Gruppe ist jedenfalls technisch sehr anspruchsvoll und ich bin davon überzeugt, dass das Level im Vergleich zu den letzten beiden Jahren weiter gestiegen ist.“
Erzähle uns etwas von Alessandro Fabbri, dem Profifußballer…
„ich bin im Jugendsektor von Rimini aufgewachsen, wo ich vier Saisonen lang gespielt habe. In der Saison 2010/2011 kickte ich in 28 Partien bei Santarcangelo und feierte als 20-jähriger den Aufstieg in die Serie C2. Dort bin ich auch in den beiden darauffolgenden Jahren geblieben und konnte 57-Mal das Feld betreten und einen Treffer bejubeln. Aufgrund der Vereinssituation musste ich 2013/2014 wieder vom Amateurfußball starten. Eine schwierige Situation, wahrscheinlich die schwierigste in meinem bisherigen Fußballerleben, wo ich auch kurz über das Karriereende nachgedacht habe. Doch ich schaffte es mich zu motivieren und wagte in der Oberliga einen Neustart. Mit Samperiana spielte ich 34-Mal und erzielte 6 Treffer. Daraufhin folgten drei Saisonen in der Serie D bei Mezzolara (25 Einsätze), Ribelle (37 Einsätze und 7 Tore) sowie Mestre.“
Und bei Mestre war Mauro Zironelli, nun bei Modena beschäftigt, dein Trainer. Er machte dich in Mestre zu einem der wichtigsten Spieler und zu einer Schlüsselfigur, die du in der Saison des Aufstieges von der Serie D in die Serie C 2016/2017 innehattest. Mit 32 Spielen und einem Treffer trugst du maßgeblich zum Aufstieg bei. Und auch in der darauffolgenden Saison kamst du auf 34 Einsätze, 2 Treffer und 3 Assists in der Meisterschaft, sowie 2 Einsätze und 1 Treffer im Italienpokal. Diesen Treffer erzieltest du gegen den FC Südtirol, am 13. August 2017. Für Experten galtest du als einer der besten Abwehrspieler der gesamten Liga.
„Ja, es war eine tolle Erfahrung. Schön und emotional. Für mich war es die Bestätigung, dass ich die Qualität hatte, im Profifußball bestehen zu können. Eine wichtige persönliche Genugtuung.“
Was macht Alessandro Fabbri außerhalb des Fußballfeldes?
„Ich mag es hier in Südtirol. In meiner Freizeit gehe ich auch gerne mal raus in die Luft und genieße die Zeit, auch in den Bergen. Ich komme aus Rimini, mir gefällt das Meer, doch auch in den Bergen lässt es sich leben. Das Lebensklima hier ist sehr hoch.“
Du hast auch einen Universitätsabschluss in Internationalen Beziehungen. Wie willst du diesen später einmal nutzen?
„Vor zwei Jahren habe ich das Studium abgeschlossen und wollte eigentlich noch einen Masterstudiengang dranhängen. Doch diese sind alle für Vollzeitstudenten gedacht und deshalb habe ich dieses Ziel zwischenzeitlich auf Eis gelegt. Den Abschluss brauche ich zurzeit nicht, doch ich bin mir sicher, dass er mir nach der fußballerischen Karriere behilflich sein wird.“
Wie wichtig war der Sport für deinen schulischen Abschluss?
„Ich würde ihn als wertvoll bezeichnen. Wer Sport treibt, kann Motivation, Engagement, Problemlösungskompetenzen in sein Studium einbringen und ist damit im Vorteil. Sport war auch mein Thema der Abschlussarbeit: Die Anwendung des Sports als diplomatisches Hilfsmittel“. Also die Bedeutung des Sports, der auf höchster Ebene dazu beitragen kann, das Leben vieler Menschen zu verbessern.“
Sport als „internationaler Botschafter“ sozusagen?
„Richtig. Ich habe mir viele case history angeschaut. Es genügt an die Wichtigkeit des Tischtennissports für die Beziehung zwischen China und den USA zu denken. Die Geschichte lehrt uns, dass Sport nicht nur ein Spiel oder ein Wettbewerb, sondern ein soziales Phänomen ist, das auf bestimmten Ebenen das Schicksal der Menschen bestimmen kann.“
Was ist für dich Sport?
„Sport hat viele Facetten. Man muss in ausüben und verstehen lernen. Sport ist für mich ein wichtiger sozialer Aspekt, Aggregation von Ideen und Kulturen und vieles vieles mehr.“
Deine nahe Zukunft, deine Ambitionen und Ziele?
„Ich würde gerne weiter mit und in diesem Club, der eine tolle Realität darstellt, wachsen. Ich würde gerne noch das neue Stadion kennenlernen und als Teil der Mannschaft darin spielen. Das ist glaube ich auch das Ziel mehrerer meiner Mannschaftskollegen. Ohne dabei außer Acht zu lassen, dass der Fußball ein schnelllebiges Geschäft ist, in welchem vieles nicht vorhersehbar ist. Was man tun kann ist jedoch tagtäglich hart an seine Ziele zu glauben und dafür zu arbeiten.“