05.01.2021
Pordenone, Spal und dann... der FC Südtirol
Marco Meneghetti ist 19 Jahre alt, ein talentierter Torhüter und wichtiger wie zuverlässiger Back-Up-Goalie des FC Südtirol, zu dem er Anfang September gestoßen ist. Mit einigen Mannschaftskollegen hat er diverse Dinge gemeinsam, so etwa mit dem erfahrenen Stammkeeper der Weißroten, Giacomo Poluzzi: beide spielten bei der Spal und konnten in der höchsten italienischen Spielklasse bereits auf der Bank Platz nehmen. Mit Matteo Rover teilt sich der 19-jährige Emporkömmling seinen Geburtsort, Motta di Livenza. Im Alter von einem Jahr zog er dann von der Kleinstadt im Veneto nach Pordenone um.
“Ich habe bei Aurora, der Mannschaft in einem Viertel, mit dem Fußballspielen begonnen. Ein paar wenige Wochen agierte ich als Außenverteidiger, dann aber stellte ich mich zwischen die Pfosten. Mit 13 Jahren wechselte ich dann nach Pordenone, wo ich den gesamten Jugendsektor durchlaufen habe.”
Meneghetti wurde am 1. Juni 2001 geboren, ist stämmige 1,92 Meter groß und wiegt 88 Kilos – der talentierte, junge Keeper kam also frisch vom Abschluss der Reifeprüfung an einem klassischen Lyzeum nach Südtirol.
Marco, erzähle uns deinen Weg von Pordenone über die Spal zum FC Südtirol…
“Zum FCS bin ich vor einigen Monaten auf Leihbasis gekommen. Fußballerisch aufgewachsen bin ich in Pordenone, bis ich im November 2018 unter Beobachtung der Spal stand. Im Jänner 2019 kam dann der Wechsel dorthin. Dem Profifußball habe ich mich 2017 angenähert, debütiert habe ich in der Serie C äußerst jung: am 10. Februar 2018 im Tor von Pordenone gegen Feralpisalò.”
Dann kam die Saison 2018/2019 und der Aufstieg in die Serie B: was war das für eine Spielzeit für einen damals 17-jährigen Torhüter?
“Ich hütete das Tor der Neroverdi im Supercup der Unter 17 und kam gleichzeitig auf vier Einsätze in der ersten Mannschaft: einmal spielte ich in der Meisterschaft, am 5. Mai 2019 gegen Feralpisalò, zwei Mal durfte ich in der Coppa Italia gegen Albinoleffe und Pescara ran und ein weiteres Mal im Italienpokal der Serie C. Ich hatte die Ehre, Teil des Kaders zu sein, der in die Serie B aufstieg und konnte auf diese Weise fantastische Momente erleben, dank denen ich große Erfahrungen in jederlei Hinsicht machen durfte.”
In der vergangenen Saison standst du im Tor der Primavera-Mannschaft der Spal, konntest zwölf Mal sogar auf der Bank des Serie-A-Teams Platz nehmen und somit ein wenig Luft in der höchsten italienischen Spielklasse schnuppern: war dies ein weiterer Meilenstein für dich?
„Ganz sicher. Am Ende standen 17 Einsätze in der Primavera-Meisterschaft, zu denen noch ein weiterer in der Coppa Italia Primavera dazukam. In den Kader der Profimannschaft der Biancoazzurri wurde ich zwölf Mal einberufen und nahm auf der Bank Platz. Ich bin noch sehr jung, deshalb war und ist es das wichtigste, Erfahrungen zu sammeln. In dem Moment, wo ich zur Spal gekommen bin, wurde ich den Trainingseinheiten der ersten Mannschaft angeschlossen und spielte bei der Primavera-2, wo der Aufstieg in die Primavera-1 kam. In der Endphase der Saison verletzte sich dann Keeper Berisha, weshalb ich konstant in den Kader des Serie-A-Teams einberufen wurde. Was für eine wundervolle Erfahrung. So viele Weltstars aus der Nähe zu sehen, war wirklich mitreißend. Als Ibrahimovic an mir vorbeiging, dachte ich, vor dem Fernseher zu sitzen.“
Es war sicher nicht einfach, den Fußball und den Besuch des klassischen Gymnasiums unter einen Hut zu bringen…
„Ich habe es geschafft, die Matura abzuschließen. Darüber bin ich sehr froh und stolz. In Pordenone hatte ich das Glück, auf sensible Lehrpersonen zu treffen, die auf meine Situation Rücksicht genommen haben: sie haben zwar nicht weniger von mir verlangt als von allen anderen Schülern, aber mir die Lernziele und Kontrollen derselben so auferlegt, dass ich Sport und Bildung unter einen Hut bekommen konnte. Das vergangene Jahr in Ferrara war deutlich schwieriger: ich habe praktisch alles alleine, aus der Distanz, lernen müssen. Ich habe eine Zulassungsprüfung abschließen müssen, die Matura absolvierte ich dann in Pordenone.“
Was waren deine Lieblingsfächer?
„Geschichte und Philosophie.“
Hast du bereits mit einer universitären Laufbahn begonnen?
„Ja, ich habe mich für ein Jus-Studium entschieden. Ich habe mich an der Universität von Ferrara eingeschrieben und konnte dort bisher dank des ‚Distant Learning‘ studieren, welches in diesem Jahr großflächig angewandt wurde.“
Was möchtest du machen, wenn du älter bist?
„Ich habe mir kein konkretes Ziel gesetzt, wo ich einen spezifischen Beruf über einen anderen setze. Es ist für mich wichtig, meinen Bildungsweg fortzusetzen, um mir wichtige Grundlagen anzueignen, dann sehen wir weiter. In der Zwischenzeit möchte ich mit dem Fußballspielen weitermachen und dort so weit wie möglich kommen.“
Mit welchen Erwartungen und Einstellungen bist du zum FCS gekommen?
„Ich bin mit viel Motivation und der Bereitschaft, dazuzulernen und zu wachsen, zu diesem Klub gekommen. Ich kannte den Verein und seine Strukturen bereits, da ich beides als Gegner kennen und schätzen lernen durfte. Ich habe nicht einen Moment lang gezögert, das Angebot anzunehmen. Jedes Mal, wenn ich in der Vergangenheit gegen den FC Südtirol gespielt habe, habe ich mir gedacht, dass dieser Klub ideal wäre, wenn sich mir die Möglichkeit bieten würde, an einem anderen Ort Erfahrungen zu sammeln. Das Sportzentrum ist von allerhöchster Qualität und das ganze Drumherum zeigt, dass sich dieses Projekt in einer konstanten Entwicklung befindet. Ich fühle mich als integralen Bestandteil dieser Mannschaft, ich fühle mich miteinbezogen, in einer Art und Weise, wie es mir – aufgrund meines jungen Alters – noch nie passiert ist. Wir alle geben unser Bestes, um hier was Großes zu erreichen.“
Was unternimmst du gerne in deiner Freizeit?
„Spaziergänge im Wald. Hier haben wir sehr viele schöne Wälder in unserer Umgebung. Darüber hinaus muss ich mich natürlich für mein Studium in meine Bücher stürzen. Wenn ich noch zuhause in Pordenone war, pflegte ich außerdem eine künstlerische Ader: es gefiel mir, mit Bleistift Dinge zu zeichnen, die mir gerade durch den Kopf gingen. Ein Hobby, das ich fallengelassen habe. Nun hingegen bin ich ein regelmäßiger Besucher und Konsument von Wikipedia: ich schlage viele verschiedene, breit gefächerte Themen nach, um mich zu informieren – quasi als persönliche Weiterbildung.
Wie bewertest du die heurige Meisterschaft?
„Spektakulär, äußerst interessant, gutes Niveau. Wir spielen gerade mit großer Effektivität, wir müssen diese positive Spannung weiterhin hoch halten.“