05.01.2022
Der Trainer des Oberliga-Teams im Interview
Daniele Peressutti, ein friulanischer Trainer, der mittlerweile in der Provinz Bozen wohnhaft ist, übernahm im vergangenen Sommer die technische Leitung der ersten Mannschaft der FC Südtirol Women. Es ist die erste Saison, in welcher die Weißroten ein Damenteam im Erwachsenfußball stellen. Der neue Coach soll Erfahrung und Professionalität einbringen, um das Projekt voranzutreiben. Ziel ist es, durch neue Trainingsmethoden Schritt für Schritt zu wachsen und in naher Zukunft die Früchte dieser Arbeit zu ernten.
Mister, erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen im Frauenfußball, darunter von jener bei der U17 von Tavagnacco-Udine, einem Verein mit einer langen Tradition in den Serien A und B.
“Ich begann mich für den Frauenfußball zu interessieren, als ich mit dem friulanischen Komitee des Italienischen Fußballverbands am Projekt zur Entwicklung und Förderung von territorialen Landeszentren mitwirkte. Die Mädchen, die ich in diesem Zusammenhang bei der Arbeit gesehen habe, und diejenigen, die ich in den Männerteams trainieren durfte, haben mich durch ihre große Willensstärke, ihre Leidenschaft und den Enthusiasmus beeindruckt, In einigen Fällen war dieser sogar größer als der ihrer männlichen Counterparts in ihrem Alter. Aus der Zusammenarbeit mit der FIGC entstand dann der Kontakt zu Tavagnacco, einem Verein, der seit Jahren erfolgreich im Frauenbereich tätig ist. Ich hatte die Gelegenheit, die nationale U17-Mannschaft zu trainieren und dies war eine sehr gewinnbringende Erfahrung, zumal der Jugendbereich bei Tavagnacco sehr gut strukturiert ist. Ich arbeitete mit motivierten Mädchen, die bereit waren alles dafür zu geben, in die erste Mannschaft zu stoßen, die damals in der Serie A spielte. Im Moment bin ich noch für die Organisation der beiden föderalen Zentren in Friaul-Julisch-Venetien und den territorialen Entwicklungsgebieten zuständig.“
Wie war Ihre Herangehensweise zum lokalen Frauenfußball und den FCS Women?
“Der Klub, den ich in diesem Kontext vorfand, war für mich neu, mit einer anderen Einstellung zum normalen Leben seitens der Mädchen. Anderswo ist es nicht so selbstverständlich, dass junge Mädchen aus freien Stücken in die Arbeitswelt eintreten, selbst wenn es sich um Saisonarbeit handelt, aber hier ist es anders. Im Sommer wurde die Vorbereitung unter Berücksichtigung der Verpflichtungen verschiedener Spielerinnen in saisonalen Aktivitäten geplant. Langsam wird uns bewusst, wie anspruchsvoll eine Oberliga-Meisterschaft ist. Unser Wachstumsprozess begann genau mit dieser neuen Verantwortung, die die Gruppe auch aufgegriffen hat. Alle haben sich dafür eingesetzt, ihre jeweiligen Bedürfnisse und Leidenschaften bestmöglich zu kombinieren und unter einen Hut zu bringen: Studium, Arbeit, Fußball und alles weitere.“
Wie steht es um das technische Niveau?
“Das technische Niveau ist insgesamt recht hoch. Ich würde es auf Augenhöhe mit anderen Mannschaften auf nationaler Ebene bezeichnen. Um ein Projekt des allgemeinen Wachstums zu verwirklichen, ist das neben einer guten Organisation sehr wichtig. Unser Oberliga-Team ist sicherlich eine der jüngsten, wenn nicht sogar die jüngste, der Liga, sodass wir definitiv eine Truppe mit Perspektive sind. Wir haben eine Arbeitsmethodik eingeführt, welche sich an den Grundsätzen und Leitlinien der föderalen Zentren orientiert, und an die sich viele Mädchen – vor allem am Anfang – gewöhnen mussten. Es brauchte deshalb etwas Zeit, aber die Gruppe war sehr aufgeschlossen und motiviert.“
Wie beurteilen Sie den ersten Abschnitt der laufenden Spielzeit?
“Der erste Teil der Saison war eine Art offene Baustelle. Wir haben hart gearbeitet, im Bewusstsein, dass eine neue Methodik keine sofortigen Ergebnisse bringt. Das erfordert Ausdauer und Konstanz. In der Regel wird die erste Saison deshalb dazu genutzt, bestimmte Bedingungen zu schaffen, um in der zweiten Saison Ergebnisse zu erzielen. Allerdings muss ich sagen, dass es die Mädchen geschafft haben, uns zu überraschen. Denn wir werden meiner Meinung nach bereits am Ende dieser ersten Hinrunde Ergebnisse sehen. Diese betreffen die Spielweise, das Aufzwingen des eigenen Spiels sowie den Versuch, im Ballbesitz zur Geltung zu kommen. Kurzum gibt es viele positive Aspekte, und aus diesem Grund sehe ich mit Zuversicht auf die zweite Saisonhälfte.“
Was sind die Voraussetzungen für die Zukunft?
“Ich blicke sehr zuversichtlich in die Zukunft, denn wir haben Spielerinnen, die mit voller Motivation und Leidenschaft zu Werke gehen und ein großes Engagement haben. Es gibt Mädchen, die, objektiv gesehen, Eigenschaften haben, um an die Spitze zu gelangen und sich auf professioneller Ebene einen Namen zu machen. Die Zukunft könnte einige angenehme Überraschungen bereithalten“.