22.03.2020
Der Trainer der Nationalen A-Jugend im Gespräch
Dass Davide Reffatto den Fußball in den Genen hat, merkt man auf Anhieb. Der 34-jährige aus Verona, der einen Masterabschluss in Kommunikationswissenschaft besitzt, kann trotz seines noch jungen Alters bereits auf viele bedeutende Erfahrungen zurückblicken. Ein wichtiges Kapitel in dieser Hinsicht ist sicher auch der FC Südtirol, dessen U15 bzw. B-Jugend National er seit letztem Sommer trainiert.

Coach Reffatto, wie lebst du deine Erfahrung beim FCS?

„Das Trainersein beim FC Südtirol ist eine motivierende und ansprechende Herausforderung. Jede Woche treffen wir auf hochkarätige bzw. historische Mannschaften der gesamtstaatlichen Fußballbewegung, dessen Einzugsgebiet oft gesamte Metropolen sind. Sowohl den Jungs als auch mir selber macht diese Erfahrung großen Spaß.“

Auf welchen Prinzipien beruht deine Arbeitsmethode?
„Was den technischen Bereich anbelangt, folgen wir den Richtlinien der Koordinatoren des Jugendsektors. Diese gelten für den gesamten Nachwuchsbereich. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den beiden Spielphasen, d.h. mit und gegen den Ball, sowie auf der Perfektionierung der technisch-taktischen Konzepte. Natürlich spielen auch die Einstellung und die Mentalität der Jungs eine große Rolle. Als allererstes müssen sie dazu bereit, gewisse Opfer zu bringen. Denn neben den vier wöchentlichen Trainings, stehen an jedem zweiten Wochenende auch lange Auswärtsfahrten auf dem Programm. Zusammengefasst kann man sagen, dass unsere Arbeit auf Einsatz und Mentalität beruht.“

Welche Rückmeldungen erhaltest du vom Team?
„Die Mannschaft besteht aus ausgezeichneten Jungs. Bei jedem Training hauen sie sich voll ins Zeug. Sie sind aufmerksam und versuchen immer die Anweisungen zu befolgen. Ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Herangehensweise und Mentalität tolle Erfolge feiern werden.“

Verläuft die technische und menschliche Weiterentwicklung im Gleichschritt?
„Das kann man so sagen. Der menschliche Aspekt ist für mich der wichtigste. Parallel zu diesem sollen sich auch die technischen Fähigkeiten der Jungs weiterentwickeln. Wir versuchen die individuellen Stärken hervorzuheben und arbeiten gleichzeitig an den Schwächen unserer Fußballer. Wir legen viel Wert auf den Dialog mit den Jungs und wollen ihnen gesunde Prinzipien mit auf dem Weg geben.“

Die Resultate sind wichtig, stehen aber nicht über allem. Stimmst du dieser Aussage zu?

„Davon bin voll überzeugt. Wir bauen etwas für die Zukunft auf, da sind die Resultate nicht immer das wichtigste. Leider wird unsere Arbeit oft zu oberflächlich beurteilt und so in den Schatten gestellt. Diese Mentalität muss geändert werden. Denn das Resultat eines Spiels hängt ja oft auch vom Zufall ab. Ein Schuss an den Pfosten oder eine minimale Abseitsstellung macht da viel aus.“

Was schlägst du vor, um diese Denkweise zu verändern?
„Die Außenstehenden müssten die Spiele mit einem erweiterten Blickwinkel betrachten. So wie wir Trainer und der Verein das macht. Das Spiel liefert wertvolle Schlussfolgerungen, auf welche die Trainingseinheiten aufgebaut werden.“

Welche sind die nächsten Schritte, die du mit deinem Team umsetzen möchtest?

„Wir wollen den eingeschlagenen Weg weitergehen. Um das nächste Level zu erreichen, müssen wir uns in Sachen Konzentration und Aufmerksamkeit steigern. Wenn wir das schaffen, sind die Jungs für die nächste Spielklasse bereit.“

Erzähle uns etwas über deine Ankunft in Südtirol. Du bist in Verona großgeworden, hast aber auch eine wichtige Erfahrung in China hinter dir…
„Meine Trainerkarriere begann in der Fußballschule meines Heimatdorfs Badia Calavena. Danach trainierte ich verschiedene Teams in San Martino Speme und arbeitete gleichzeitig mit dem Jugendsektor von Chievo Verona zusammen. Auf diese Erfahrungen folgten zwei Jahre mit Virtus Verona, nämlich als Trainer der B-Jugend Elitè und der A-Jugend Regional. Das Jahr 2016 verbrachte ich in China. Dort gibt es keine Jugendsektoren, wie wir sie bei uns haben. Nur die Teams der beiden wichtigsten Ligen, d.h. der China Super League und er League One, haben eine eigene Jugendabteilung. Auch weil sie vom Staat dazu verpflichtet sind. Die Nachwuchskicker dieser Mannschaften spielen eine Academy-Turnier. Ich war in einer von Akademie in Shanghai tätig.“

Was hat dir diese Erfahrung mitgegeben?

„Ich bin mit neuen Ideen und Methoden vertraut geworden und habe mich sowohl auf professioneller Ebene als auch auf menschlicher Ebene weiterentwickelt. Mir fiel zudem auf, dass wir Italiener uns oft unterschätzen. Viele Prinzipien, die wir für selbstverständlich halten, fehlen in anderen Ländern. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass der „durchschnittliche“ italienische Fußballtrainer den anderen nichts zu beneiden hat.“

Worin hattest du hingegen Schwierigkeiten?
„In China zu leben ist nichts für jedermann. Die Sprache, die Kultur und die Denkweise können für einige zum Verhängnis werden. Was mich persönlich angeht, hatte ich zuerst große Schwierigkeiten mit deren Philosophie vertraut zu werden. Sie ist unserer nämlich noch verschiedener, als ich vor meinem Start vermutete. Was wir Europäer uns von China erwarten, stimmt nicht mit der Wirklichkeit überein. Die Realität ist nicht besser oder schlechter, sondern einfach komplett anders.“
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