04.01.2021
Alessandro Campo im Interview
Alessandro Campo verzauberte das Südtiroler Publikum von 2009 bis 2015 Woche für Woche aufs Neue. Mit 165 Einsätzen, rund 30 Treffern und unzähligen Geniestreichen war er einer jener Spieler, die einen besonderen Platz im Herzen der Fans einnehmen. Der aus Moncalieri (Turin) stammende Offensivkünstler kombinierte einen feinen Linksfuß mit einer ausgezeichneten Spielübersicht sowie einem robusten Körperbau. Alles Voraussetzung, weshalb er unter allen Trainern ein wichtiger Anhaltspunkt in deren taktischen Ausrichtung war.
Sein erstes Profimatch bestritt Campo im Alter von 17 Jahren mit Prato in der Serie C2. Von der italienischen Seidenstadt zog es ihn in die „Primavera“ vom FC Turin, wo er mit einem gewissen Fabio Quagliarella ein furchterregendes Sturmtandem bildete. Nach einem Junioren-Derby gegen Juventus war es niemand Geringeres als Marcello Lippi, der öffentlich die Leistung des talentierten Offensivspielers lobte. Danach sammelte Campo etwas Serie C2-Erfahrung bei Gualdo, ehe er in die Profimannschaft des FC Turin aufgenommen wurde. Mit den „Granata“ bestritt er insgesamt drei Serie B-Matches. Sein Wille, regelmäßig zum Einsatz zu kommen führte ihn nach Cittadella, wo er in der Saison 2007/08 den Aufstieg in die 2. Liga feiern konnte.
Alessandro, erzähle uns über deinen Wechsel zum FC Südtirol im Jänner 2009…
„Mit Cittadella in der Serie B kam ich in der Hinrunde aus verschiedenen Gründen nur ein Mal zum Einsatz. Deshalb entschied ich mich dafür, nach Bozen zu wechseln und einen Neustart zu wagen.“
Mit viel Erfahrung und großem Ehrgeiz wurdest du in kürzester Zeit zu einem der Führungsspieler im weißroten Team. Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit beim FCS?
„Viele, sehr viele. Ich erinnere mich gerne an jene Zeit zurück. In meinem ersten Jahr erkämpften wir uns im letzten Moment den Klassenerhalt und nur zwölf Monate später feierten wir den Aufstieg in die Serie C1. Wenn wir die bittere Playout-Niederlage in Ravenna kurz bei Seite lassen, feierten wir auch in den Folgejahren wichtige Erfolge. Ich muss schon sagen, dass die Zeit beim FC Südtirol ein wichtiger und intensiver Abschnitt meines Lebens darstellt.“
Gibt es ein oder mehrere Matches, die dir noch heute besonders viel bedeuten?
„Wenn ich eines nennen muss, dann sage ich das Playoff-Hinspiel gegen Carpi. Wir kämpften um den Aufstieg in die Serie B und ich erzielte dabei einen Treffer. Leider blieb uns der Finaleinzug verwehrt. Doch auch das Aufstiegsspiel gegen Valenzana (2010, Anm.d.Red.) werde ich nie vergessen. Das Drusus-Stadion war bis auf den letzten Platz ausverkauft, die gesamte Stadt und Provinz stand hinter uns. Wir fühlten uns stark und konnten das Spiel – dank des Treffers von Mattia Marchi – letztendlich auch gewinnen.“
Mit welchen Teamkameraden hattest du ein besonderes Verhältnis?
„Die heutigen Leader im Team, u.a. Fink, Fischnaller und Tait, sind in meinen Jahren zu den Spielern geworden, die wir heute alle bewundern. Auch zu anderen FCS-Dinos, wie z.B. Kiem, Cia und Furlan, hatte ich ein großartiges Verhältnis. Alex Pederzoli spielte zwar nur ein Jahr beim FC Südtirol, doch wir sind noch heute dicke Kumpels. Wir kannten uns bereits aus den Turiner Stadtderbys mit den Junioren: Er war Kapitän von Juventus, ich stürmte im Angriff von Torino. Hier in Südtirol waren wir Zimmergenossen im Trainingslager sowie bei den Auswärtsspielen.“
Die wichtigsten Trainer deiner Karriere?
„Hier nenne ich zwei. Einer ist Stefano Vecchi, denn er war es, der ich mich zu meinen absoluten Höchstleistungen pushte. Der andere ist Alfredo Sebastiani, unser Meistertrainer aus der Saison 2009/10.“
In dieser schwierigen Zeit kann man sich die Matches nur von Zuhause aus ansehen. Gibt es etwas, das du den Fans dazu sagen möchtest?
„Die Mannschaft und der Verein brauchen die Unterstützung der Fans, auch wenn man diese als Spieler zurzeit nur aus der Ferne mitbekommt. In den entscheidenden Momenten war die weißrote Fan-Community stets präsent und ich bin mir sicher, dass sie es auch in Zukunft sein wird. Insbesondere dann, wenn man wieder ins Stadion zurückkehren darf. Der Verein hat in diesen Jahren einen großartigen Job geleistet: neues Trainingszentrum, neues Stadion und eine immer stärker werdende Mannschaft. Die Unterstützung der Fans darf dabei nicht fehlen.“
Verfolgst auch du die Geschehnisse rund um den weißroten Club?
„Na klar! Doch es geht mir eben wie allen Fans, zurzeit nur von außen.“