08.02.2023
Luca Belardinelli ist im Sommer als Leihspieler von Empoli zum FC Südtirol gewechselt und hat sich damit bis zum Saisonende an die Weißroten gebunden. Der 21-jährige kam im Vorjahr zu seiner Debütsaison im Profifußball, als er mit Pro Vercelli in der Serie C im Einsatz war.
Der 1,85 Meter große Mittelfeldspieler wurde am 14. März 2001 in Ravenna geboren. Er wuchs in Senigallia auf, wo er in der Fußballschule von Vigorina seine ersten Erfahrungen sammelte und dort bereits in jungen Jahren mit ganz besonderen Qualitäten auf sich aufmerksam machen konnte: Ein ausgeprägter Körperbau, eine starke Persönlichkeit, großartige Technik und ein ausgezeichnetes Ballgefühl. Empoli entdeckte ihn, schätzte seine Fähigkeiten und nahm ihn 2017 nach ein paar Probetrainings unter Vertrag. Schon bald entwickelte er sich zu einem absoluten Führungsspieler der U17-Mannschaft und wurde Kapitän. In der Aufstiegssaison der Primavera in die höchste nationale Jugendliga war Belardinelli ebenso Stammspieler, wie in den beiden darauffolgenden Spielzeiten, in denen erst der Klassenerhalt gelang und 2020-2021 unter Coach Antonio Buscè sogar der Gewinn des Meistertitels. Darüber hinaus trug der 21-jährige insgesamt sechsmal das Trikot der italienischen Jugendnationalmannschaft, erst in der U18 und später in der U19 von Trainer Alberto Bollini. Sein erstes Jahr als Profifußballer absolvierte er in der zurückliegenden Saison 2021-2022 bei Pro Vercelli in der Serie C (20 Spiele).
Luca, du bist diesen Sommer zum FC Südtirol gewechselt und mittlerweile seit vier Monaten hier. Wie verlief deine Ankunft und was für ein Umfeld hast du vorgefunden?
Unmittelbar nach meinem Wechsel wurde ich leider positiv auf Covid getestet, sodass der Start natürlich nicht der beste gewesen ist. Nach einer Woche war ich allerdings negativ und konnte komplett am Training teilnehmen. Ich hatte das Glück, großartige und hilfsbereite Mitspieler vorzufinden, die alle dazu beitrugen, dass ich mich sofort im Team zurechtfinden konnte. Im Laufe der Tage habe ich mich dann ohne jegliche Schwierigkeiten ins Gruppengefüge integriert.
Das erste Mal, dass du deine neuen Mannschaftskollegen kennenlernen konntest, war beim Trainingslager in Ratschings oder?
Ja, genau.
Bei den Weißroten bist du auch wieder auf Marco Curto getroffen, mit dem du bereits bei Empoli zusammengespielt hast…
Ja, mit Marco habe ich anderthalb Jahre in der Primavera von Empoli zusammengespielt. Ich kenne ihn schon sehr lange. Er ist ein guter Freund und hat mir auch sehr dabei geholfen, mich schnell in die Gruppe einfügen konnte.
Genauso wie für den FC Südtirol ist es ebenfalls für dich die erste Spielzeit in Italiens zweithöchster Fußballklasse. Wie verlief der Sprung in diese Liga? Wie kommst du bisher zurecht?
„Bis vor zwei Jahren spielte ich noch in der Primavera. Letzte Saison habe ich mit Pro Vercelli zum ersten Mal an einer Meisterschaft im Profibereich teilgenommen. Ich versuche, jeden Tag so viel es geht zu lernen, meine Rolle im Team bestmöglich zu verinnerlichen und mich den jeweiligen Anforderungen der Spielklasse anzupassen. Ziel und Ansporn ist es, sich sowohl individuell als auch als Mannschaft stetig weiterzuentwickeln.“
Ist es richtig, dass du unmittelbarer Nähe des Drusus-Stadions eine Wohnung gefunden hast?
Ja, das stimmt. Ich wohne ganz in der Nähe. Mir gefällt es sehr. Die Stadt ist fantastisch und das ganze Umland ist ebenfalls wunderschön. Da ich bisher immer am Meer gelebt habe, ist das hier alles neu. Wann immer ich kann, mache ich einen Ausflug und versuche die Provinz zu erkunden.
Wenn man am Meer wohnt, ist einem die Kälte sicherlich weniger bekannt. Wie war diese klimatische Veränderung für dich?
Zu wirklich kalten Temperaturen ist es bei uns ja zum Glück noch nicht gekommen. Aber zu dieser Jahreszeit sollte man auf keinen Fall ohne Jacke aus dem Haus gehen.
Den Rasen des Drusus-Stadions hast du erstmalig im Februar der zurückliegenden Drittligameisterschaft betreten, als du mit Pro Vercelli zu Gast warst. Welches war dein Eindruck?
Im Vergleich zu anderen Stadien dieser Klasse hatte ich sofort den Eindruck, dass es mit den Fans im Rücken alle Attribute besitzt, um uns noch zusätzlich nach vorne zu pushen.
Nochmal zurück zu den landschaftlichen Vorzügen Südtirols: Gibt es konkrete Orte, die du besucht hast und die dir besonders gut gefallen haben?
Ich war viel im Umland unterwegs und habe mir zum Beispiel Kaltern und Meran angeschaut. Wann immer die Möglichkeit besteht, nehmen mich meine Mannschaftskollegen mit und zeigen mir neue Orte. Dann bin ich ihnen völlig ausgeliefert.
Gibt es auch Gegenden hier, die du noch nicht besucht hast, die du aber mal gerne besichtigen möchtest?
Ich würde gerne in die Berge gehen, da ich dort noch nie war.
Was den Fußball angeht, bist du bei Vigorina in Senigallia groß geworden, bevor es für dich in der Nachwuchsabteilung von Empoli weiterging. In der Toskana hast du einige wichtige Jahre verbracht. Was hat dich in deiner Jugendzeit besonders geprägt?
Empoli ist für mich so etwas wie meine zweite Heimat. Im Internat waren wir zwanzig Jungs und hatten einen Jugendbeauftragten als direkte Bezugsperson, der uns über fünf Jahre lang begleitete. Ich ging zur Oberschule und durchlief die verschiedenen Nachwuchsabteilungen. Ich habe dort ein für mich ganz wichtiges Umfeld vorgefunden, konnte viele Freundschaften schließen und stehe auch noch heute mit allen in Kontakt. Aber ebenso aus fußballerischer Sicht hat mich die Erfahrung sehr geprägt. Ich kam von einem Amateurverein und hatte dann bei Empoli die Gelegenheit, mich Jahr für Jahr, Schritt für Schritt, weiterzuentwickeln. Das hat mir letztlich den Weg in den Profifußball geebnet.
Deine Jahre in Empoli gipfelten in dem Gewinn der nationalen Meisterschaft mit der Primavera. Welche Erwartungen weckt ein solcher Triumph? Wie hast du dir damals die weitere Zukunft vorgestellt?
Das war das Endresultat einer fantastischen Saison, ein großartiger Erfolg und die Krönung eines riesigen Traums. Zu Beginn war das Ziel der Klassenerhalt. Nach und nach haben wir uns jedoch weiter verbessert und schafften es bis in die Playoffs. In den K.O.-Spielen haben wir uns dann richtig gut geschlagen und schlussendlich die Meisterschaft gewonnen. In dem Moment denkt man nicht mehr groß darüber nach. Vor allem auch, weil alles so unglaublich schnell ging. Wir haben das Finale am 30. Juni gewonnen und zwei Wochen später ging es schon wieder mit dem Trainingslager weiter. Da gab es gar nicht viel Zeit zum Nachdenken, was in der Zukunft sein könnte. Ich habe einfach nur den Tag genossen.
Während deiner Zeit bei der Primavera bist du zudem in den Kader der ersten Mannschaft für die Serie A einberufen wurden. Wie war das für dich?
Es war wunderschön. Das erste Spiel, wo ich mit dabei gewesen bin, war das Auswärtsspiel bei Cagliari, das Unentschieden endete. Die Atmosphäre der Fans, das ganze Drumherum und die Anreise mit so arrivierten Teamkollegen miterleben zu können, war wirklich etwas ganz Besonderes. Ich habe wunderbare Erinnerungen an diesen Tag.
Von den azurblauen Vereinsfarben Empolis zu denen der Nationalmannschaft: Du bist mehrmals in die Jugendauswahlen einberufen wurden. Was für ein Gefühl war es, als du erstmals das Nationaltrikot überstreifen konntest?
Ich bin in einer kleinen Stadt in den Marken aufgewachsen. Wie jedes Kind, das von klein auf dem runden Leder hinterherjagt, ist es auch mein Traum, eines Tages das Trikot der Squadra Azzurra zu tragen. Das gilt genauso für den Nachwuchsbereich. Für mich war es ein unglaubliches Gefühl, für Italiens Jugendnationalmannschaften spielen zu dürfen. Ich erinnere mich gerne daran und treffe oft Teamkollegen, die diese Momente mit mir zusammen erlebt haben.
Im Februar 2020 solltest du an einem Sichtungslehrgang unter Trainer Roberto Mancini teilnehmen. Die äußeren Umstände haben allerdings zur Absage geführt. Welches sind deine Erinnerungen?
Der Teamchef nimmt turnusmäßig immer mal wieder an den Trainingseinheiten der Jugendnationalmannschaften teil. Wir waren gerade mit der U19-Auswahl zusammen und Coach Mancini hätte über die ganze Woche hinweg die Übungseinheiten leiten sollen. Die Möglichkeit, mit ihm direkt zusammenzuarbeiten, wäre fantastisch gewesen. Leider scheiterte es an der durch die Pandemie verursachten Notlage.
Träumst du davon, irgendwann einmal bei der A-Nationalmannschaft zu spielen?
Na klar, ich denke, das ist der Traum eines jeden Fußballers.
Was deine Position auf dem Spielfeld angeht, bist du gelernter Mittelfeldspieler, hast aber auch schon mal als Innenverteidiger agiert...
Es gab Phasen, in denen ich im Abwehrzentrum eingesetzt wurde. Letzten Endes bin ich jedoch immer wieder ins Mittelfeld zurückgekehrt. In den vergangenen zwei Jahren habe ich mich dann als zentraler Mittelfeldspieler etabliert.
Du hast geäußert, dass Milinkovic-Savic und Pogba zu deinen Vorbildern zählen. Welche Eigenschaften schätzt du an ihnen am meisten?
Auf jeden Fall ihre körperliche Physis. Das ist etwas, auf das ich selbst sehr viel Wert lege. Darüber hinaus sind sie absolute Gewinnertypen. Ich versuche von beiden, so viel wie möglich zu lernen, um zu verstehen, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten und gewisse Pässe spielen. Sie sind für mich wichtige Bezugspunkte, von denen man sich in jeder Partie Vieles abschauen kann. Selbst kleinere Details, sind da sicherlich hilfreich.
In welchen Bereichen, glaubst du, dich noch verbessern zu müssen?
Ich bin jung, daher muss und kann ich mich noch in vielerlei Hinsicht verbessern. Auch körperlich, indem ich meine Muskulatur etwas besser ausdefiniere.
Abschließend ein paar Kurzfragen: Wenn du einen Tag lang auf einer anderen Position agieren könntest, welche wäre das?
Zentraler Abwehrspieler
Warum?
Weil man dort wenig laufen muss.
Wenn du nicht Fußballer geworden wärst, was hättest du dann gemacht?
Ich hätte an der Uni studiert, um Anwalt zu werden.
Was würdest du nach Beendigung deiner Karriere gerne sagen können?
Ich habe mir meinen Kindheitstraum erfüllen können, einmal in der Serie A zu spielen.