01.10.2019
Das 20-jährige FCS-Talent im Gespräch
Der junge Außenverteidiger wuchs im weißroten Jugendsektor auf und unterzeichnete Anfang August seinen ersten Profivertrag. Er ist das Beispiel dafür, dass für Südtiroler Fußballer mit Willen und Kampfgeist der Sprung ins Profigeschäft möglich ist.
Simone Davi ist im Jugendsektor des FC Südtirol großgeworden und kann voll und ganz als Nachwuchskicker unserer „Cantera“ bezeichnet werden. Nach zwei lehrreichen Saisonen auf Leihbasis bei Virtus Bozen kehrte Simone im Sommer zu seinem Stammverein zurück, überzeugte im Trainingslager und setzte im Sommer die Unterschrift auf seinen ersten Profivertrag. Mit Simone haben wir uns über seine Vergangenheit und seinen Blick in die Zukunft unterhalten. Dieser sieht er mit Zuversicht entgegen…
„Nach den fußballerischen Anfängen in Leifers, wechselte ich in noch jungen Jahren in den Jugendsektor des FC Südtirol. Nach mehreren Jahren beim FCS war ich in den letzten beiden Saisonen für Virtus Bozen im Einsatz. Es waren zwei sehr intensive und lehrreiche Jahre. In der ersten Saison holten wir den Oberliga-Titel und im darauffolgenden Jahr qualifizierten wir uns überraschend für die Serie D-Playoffs. Ich habe viel gelernt, doch ich muss weiterhin hart an mir arbeiten.“
Das Begleiten der Offensivaktionen und die Willenskraft zählen zu Simone’s größte Stärken. In der letztjährigen Saison zählte Simone, er ist 1,78m groß und 73kg schwer, zu den stärksten Außenverteidigern der Serie D und brachte es auf 29 Einsätze und zwei Treffer. Mit nur 19 Jahren ist er nun ein Profifußballer. Sein Vater, Alessandro, machte sich in der Region als ausgezeichneter Amateurfußballer einen Namen. Seine Mutter, die vor Jahren tragisch verunglückte Paola Mazzali, war hingegen eine Legende des ‘Basket Club Bolzano‘ und die wohl stärkste Bozner Basketballerin aller Zeiten.
„Der Ball wurde mir in die Wiege gelegt. Eigentlich waren es sogar zwei: ein Basketball und ein Fußball. Ich bevorzugte immer schon den zweiten (lacht). Basketball spielte ich nur in meiner Freizeit, in einem Team war ich nie. Ich folgte der großen Leidenschaft meines Vaters. Er war auch mein erster Trainer, als ich 2005 in Leifers mit dem Fußballspielen begann.“
Das Basketball-Gen hast du jedoch in dir. Großvater Renato war zuerst Spieler und dann Sportdirektor von Savoia, während Großmutter Gloria selbst eine hervorragende Spielerin war. Sie war zudem die erste Trainerin von Mutter Paola, die am 25. August 2006 – im Alter von nur 32 Jahren – in einem tragischen Verkehrsunfall tödlich verunglückte. Paola spielte mit dem Basket Club Bolzano in der Serie A1 und A2 und gilt noch heute als stärkste Südtiroler Basketballspielerin aller Zeiten. Ihre beiden Söhne – Simone und Federico (Berretti) – sind ausgezeichnete Fußballer und beide für den FCS im Einsatz. Simone, welche Erinnerungen hast du an deine Mutter?
„Von meiner Mutter als Basketballspielerin erinnere ich mich leider nur sehr wenig. Ich war erst sechs Jahre alt. Großmutter Gloria sagt immer, dass ich meiner Mutter charakterlich sehr ähnle… im Feld gibt es für uns nur 100%. Ich weiß, dass meine Mutter sehr ehrgeizig war und die Rolle als Kapitänin mit großer Persönlichkeit ausübte. Mein Vater war ein guter Fußballer und auf charakterlicher Ebene etwas ruhiger. Er lehrte mir das Fußballspielen und die wahren Werte des Sports.“
„Ich will zeigen, dass ich nicht durch Zufall beim FC Südtirol gelandet bin"
Im Sommer ging der Traum in Erfüllung: Profispieler beim FC Südtirol! Du hast damit gezeigt, dass Südtiroler Fußballer mit Talent, Willen und Einsatz es weit bringen können…
„Es stimmt, mein Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich danke dem FC Südtirol für das Vertrauen und werde alles daran setzen, dieses auf dem Feld zurückzuzahlen. Ich hoffe ein Beispiel für diejenigen zu sein, die die selbe Ambition haben. Ich bin davon überzeugt, dass man immer an seine Ziele glauben soll und für diese hart und mit Bescheidenheit arbeiten muss. Ein Dank geht auch an Virtus Bozen, denn im letzten Biennium konnte ich mich wirklich stark weiterentwickeln. Mir ist jedoch bewusst, dass ich noch nichts erreicht habe und mich tagtäglich auf dem Feld beweisen muss.“
Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit im Jugendsektor des FC Südtirol?
„Ich kam aus Leifers zum FCS und wechselte in die nationale B-Jugend. Danach folgten zwei Jahre A-Jugend, zuerst auf regionaler und dann auf nationaler Ebene unter Coach Morabito, von dem ich viel lernte und jede Menge Spaß hatte. Die letzte Station war die Berretti. Coach Zenoni war für meinen Werdegang sehr wichtig. Er glaubte fest an mich und half mir, meine wahre Dimension zu finden.“
Simone unterzeichnete im Sommer einen Zweijahresvertrag, wird aber sein Studium an der Universität Bozen fortführen. Der Ehrgeiz ist groß, sowie auch die Bescheidenheit.
Was ist dein erster Eindruck vom Profifußball?
„Mir gefällt die Arbeitsweise, die Mentalität, die Organisation und die Tatsache, dass auf jedes Detail geachtet wird. Wir sind ein tolles Team, in dem ich mich sehr wohl fühle.“
Deine Erwartungen für diese Saison? Und wie wirst du sie angehen?
„Ich will immer voll am Ball sein und zeigen, dass ich nicht durch Zufall beim FC Südtirol gelandet bin. Zudem muss ich immer dazu bereit sein, die Anforderung des Trainers und der Mannschaft zu erfüllen.“
Du bist ins Trainingslager gestartet, ohne je mit dem Training aufgehört zu haben…
„Ich habe alleine weitertrainiert, denn ich bin davon überzeugt, dass man die körperliche Fitness immer aufrechterhalten sollte. Ich wusste, wie viel für mich im Trainingslager auf dem Spiel stand und dass ich all meine Karten ausspielen musste.“
Sprechen wir über deine technischen Eigenschaften. Welche sind deine Stärken bzw. Schwächen?
„Ich sehe meine Stärken im Körpereinsatz und in der Fitness. Was die Schwächen anbelangt, muss ich in der individuellen Technik einen Gang zulegen.“
Dein großes Vorbild im Fußball?
„Nach wie vor Alessandro Del Piero.“
Neben wem sitzt du in der Kabine und wer gibt dir die hilfreichsten Tipps?
„Mein ‘Banknachbar‘ ist Giordano Trovade. Viele hilfreiche Ratschläge erhalte ich von Fabian Tait und Kévin Vinetot. Manchmal auch in härteren Tönen, doch so lerne ich dazu. Auch von Coach Vecchi erhalte ich viele Tipps, das ist klar.“
Dein großes Ziel?
„Mich kontinuierlich weiterzuentwickeln und mit der Mannschaft so weit nach oben wie möglich zu kommen.“
Hast du bestimmte Grundprinzipien?
„Für mein Team und meine Mitspieler immer alles zu geben. Und wenn jemand einen Fehler macht, soll er von seinen Teamkameraden ermutigt werden. Das bringt meines Erachtens viel mehr als jemanden Vorwürfe zu machen.“